16 December 2023

Wer sagt, Ich liebe meinen Gott

Here is my translation of the hymn on brotherly love, “Wer sagt, Ich liebe meinen Gott” (Christian Fürchtegott Gellert, d. 1769), in NEGB #218 with melody assignment “Mir nach, spricht Christus” (=“Machs mit mir Gott’) and abbreviated to include only stanzas 1–2, 4, and 9; originally appearing in 14 stanzas in the author’s Geistliche Oden (Leipzig, 1757). Henkel’s probable source, Erbauliche Lieder-Sammlung, already omits stanza 3; thus the inclusion of stanza 10 in NEGB is all the more noteworthy.

 


WHOEVER saith, I love my God,
But hateth his own brother,
Derides God’s truth, and with his fraud
The praise of God doth smother.
For God is love, and calleth me
To love my neighbor equally.

2 Whoever hath whate’er he needs,
And sees his brother suffer,
And never once the hungry feeds,
Nor doth the naked cover,
Hath on his foremost duty trod,
And harbors not the love of God.

3 He that besmears his neighbor’s name,
And hears it slandered gladly,
At foes’ demise doth glad exclaim,
Construeth all things badly,
Nor scolds the sland’rer as he ought,—
That man doth love his neighbor not.

4 He that his neighbor doth provide
With help and consolation,
Yet only out of haughty pride
Or mere self-preservation
Obeys not as in duty bound,
No neighbor-love in him is found.

5 He that demurs till one in need
Complaints upon him heapeth,
Nor doth the saint assist with speed
Who in the secret weepeth,
Nor graciously his need hath sought,
That man doth love his neighbor not.

6 Whoever, when he shelters men
With hate and spite torments them,
And, when his neighbors chance to sin,
Attacks them and resents them,
How doth, in such a fury grim,
The love of God remain in him?

7 He that ignores the poor’s distress
Nor cares for their salvation
Nor seeks those evils to address
Which bring their degredation,
But carelessly some off’ring gives,—
What love of God within him lives?

8 True, thou canst not continually
Show love in deed and truly,
Yet if thou in sincerity
Are set to serve men duly,
And seekest strength from God above
To do thy part, then dost thou love.

9 If such an impulse fails in thee,
Ask help from God in heaven;
Say often, “God is love, and He
Hath me His image given.”
Think often: “I belong to Thee;
Shall I not also gracious be?”

10 One God and Lord we all possess,
All joined to one another,
So serve and help with eagerness
Thy neighbor, yea, thy brother;
God made the world not just for me;
All are His children equally.

11 One hope is all our common good;
Shall I despise my brother,
For whom my Savior shed His blood,
As for all men together?
Do I than others merit more
That He my sin on Calv’ry bore?

12 How many debts Thou grantest me
Though daily more I gather!
Shall I not also patiently
Like Thee bear with my brother?
If Thou forgiv’st, shall I accuse?
Dost Thou love, and shall I refuse?

13 What to the least of these I do,
Who are His brothers holy,
He, my Redeemer, seeth too
As though to Him done solely.
Shall I, a man, forbear to please
My God within the least of these?.

14 A doom and judgment merciless
Shall on those souls be lying
Who have no mercy nor redress
The plaints of brothers crying.
O God, then by Thy Spirit move
My heart to honor Thee through love!

Translation © 2023 Matthew Carver.

GERMAN
1 So jemand spricht: Ich liebe Gott!
Und hasst doch seine Brüder,
Der treibt mit Gottes Wahrheit Spott,
Und reißt sie ganz darnieder.
Gott ist die Lieb, und will, dass ich
Den Nächsten liebe, gleich als mich.

2 Wer dieser Erden Güter hat,
Und sieht die Brüder leiden,
Und macht den Hungrigen nicht satt,
Lässt Nackende nicht kleiden;
Der ist ein Feind der ersten Pflicht,
Und hat die Liebe Gottes nicht.

3 Wer seines Nächsten Ehre schmäht,
Und gern sie schmähen höret;
Sich freut, wenn sich sein Feind vergeht,
Und nichts zum Besten kehret;
Nicht dem Verleumder widerspricht;
Der liebt auch seinen Bruder nicht.

4 Wer zwar mit Rat, mit Trost und Schutz
Den Nächsten unterstützet,
Doch nur aus Stolz, aus Eigennutz,
Aus Weichlichkeit ihm nützet;
Nicht aus Gehorsam, nicht aus Pflicht;
Der liebt auch seinen Nächsten nicht.

5 Wer harret, bis ihn anzuflehn,
Ein Dürftger erst erscheinet,
Nicht eilt, dem Frommen beizustehn,
Der im Verborgnen weinet;
Nicht gütig forscht, ob’s ihm gebricht;
Der liebt auch seinen Nächsten nicht.

6 Wer andre, wenn er sie beschirmt,
Mit Härt und Vorwurf quälet,
Und ohne Nachsicht straft und stürmt,
So bald sein Nächster fehlet;
Wie bleibt bei seinem Ungestüm
Die Liebe Gottes wohl in ihm?

7 Wer für der Armen Heil und Zucht
Mit Rat und Tat nicht wachet,
Dem Übel nicht zu wehren sucht,
Das oft sie dürftig machet;
Nur sorglos ihnen Gaben gibt;
Der hat sie wenig noch geliebt.

8 Wahr ist es, du vermagst es nicht,
Stets durch die Tat zu lieben.
Doch bist du nur geneigt, die Pflicht
Getreulich auszuüben,
Und wünschest dir die Kraft dazu,
Und sorgst dafür: so liebest du.

9 Ermattet dieser Trieb in dir:
So such ihn zu beleben.
Sprich oft: Gott ist die Lieb, und mir
Hat er sein Bild gegeben.
Denk oft: Gott, was ich bin, ist dein;
Sollt ich, gleich dir, nicht gütig sein?

10 Wir haben einen Gott und Herrn,
Sind eines Leibes Glieder;
Drum diene deinem Nächsten gern;
Denn wir sind alle Brüder.
Gott schuf die Welt nicht bloß für mich;
Mein Nächster ist sein Kind, wie ich.

11 Ein Heil ist unser aller Gut.
Ich sollte Brüder hassen,
Die Gott durch seines Sohnes Blut
So hoch erkaufen lassen?
Dass Gott mich schuf, und mich versühnt,
Hab ich dies mehr, als sie, verdient?

12 Du schenkst mir täglich so viel Schuld,
Du Herr von meinen Tagen!
Ich aber sollte nicht Geduld
Mit meinen Brüdern tragen?
Dem nicht verzeihn, dem du vergibst,
Und den nicht lieben, den du liebst?

13 Was ich den Frommen hier getan,
Dem Kleinsten auch von diesen,
Das sieht Er, mein Erlöser, an,
Als hätt ich’s ihm erwiesen.
Und ich, ich sollt ein Mensch noch sein,
Und Gott in Brüdern nicht erfreun?

14 Ein unbarmherziges Gericht
Wird über den ergehen,
Der nicht barmherzig ist, der nicht
Die rettet, die ihn flehen.
Drum gib mir, Gott! durch deinen Geist
Ein Herz, das dich durch Liebe preist.

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