28 October 2015

Wie lang hat Gott Geduld

Here is my translation of the hymn “Wie lang hat Gott Geduld” (L. Laurentii, 1700) for the XXII. Sunday after Trinity. The appointed melody is “Wo soll ich fliehen hin.” I give the the alternate melody from Nürnberg, 1679.
Note: the word for debt in German is the same as that for guilt. In the Our Father they say in the German, "Forgive us our debt" or "Forgive us our guilt."


HOW long God suffers yet
Our sinful load of debt!
How long His eyes behold it
Ere He in anger scold it—
How long with sinners bearing,
As children wayward faring!

2 Though boundless be our debts,
He cancels and forgets
As much as we are owing,
Still further gifts bestowing,
Us to His feast inviting,
With food of grace of delighting.

3 Yet how do men behave
Whom God such pardon gave?
They carry on with living,
Their neighbor not forgiving;
To those with obligations
They show no grace or patience.

4 They seize those men by force
In wrath without remorse,
And would with death reward them
If there were none to guard them;
Such is the vile behavior
Which they exhibit ever.

5 Alas! for those thus hurled
Against the raging world;
The world, unkind and greedy,
Spares not the poor and needy;
Though debtors plead before them,
They haughtily deplore them.

6 If debtors bound to pay
Seek but a brief delay,
Their debt to pay desiring,
The world’s great pride, untiring,
Doth threaten bonds and fetters—
Yea, mocks and shames those debtors.

7 If men no pledge possess,
They dare with wickedness
To seize those souls afflicted,
In grief and want constricted,
Who have no good to venture,
But must their lives indenture.

8 Yet what doth Jesus say
When matters go this way?
He bids the knave be taken
Who had the poor forsaken,
And by the fearsome jailer
Be tortured without failure.

9 O wicked servant, watch!
Consider thou how much
God hath in highest heaven
Thy dreadful debt forgiven
And wilt thou dare not pardon
Thy brother’s lesser burden?

10 If he is in thy debt,
Be patient with him yet,
And seek not his undoing;
Though well thou may be ruing
For that some few expenses,
Bear meekly his offenses!

11 When he would pardon seek,
Then do not roughly speak,
Nor deign thy heart to harden;
Go not to court, but pardon,
Lest thou in greater fashion
Be stung without compassion.

12 The Lord a prison hath
For him who in great wrath
Continues in transgression
And so finds no salvation;
The jailers will aggrieve him
And nothing shall relieve him.

13 God, grant me pow’r and will
To treat no man so ill,
But kindly to receive him
And patiently forgive him
As Thou hast me forgiven;
My conduct turn tow’rd heaven!

14 And when I must depart
Then make me glad at heart,
And grant me not to fear it,
But with a peaceful spirit
To join, by Thee invited,
The hosts in love united.

Translation © 2015 Matthew Carver.

GERMAN

1 Wie lang hat Gott Geduld,
mit unser Sündenschuld,
wie lang kann er zusehen,
eh er Gericht läßt gehen,
wie lang trägt er die Sünder,
als abgewichne Kinder!

2 Wenn unser Schuld ohn Ziel,
so schenkt der doch so viel,
als wir verschuldet haben,
und gibt viel andre Gaben,
damit er uns will laden
zu seinem Tisch der Gnaden.

3 Allein wie machts die Welt,
die Gott noch trägt und hält,
sie will in diesem Leben
dein Mitknecht nicht vergeben,
lebt man in ihren Schulden,
so will sie gar nicht dulden.

4 Sie greift ihn mit Gewalt,
in zorniger Gestalt,
und will, wenn er ohn Bürgen,
ihm gar die Kähle würgen,
diß ist der Bosheit Weise,
auf unser Lebens Reise!

5 Weh dem, der ins Gefecht
kommt mit dem Weltgeschlecht,
die Welt ist ohn Erbarmen,
und schonet nicht der Armen,
fällt man gleich vor ihr nieder,
setzt sie sich doch zuwider.

6 Sucht man bei seiner Schuld
nur kurze Zeit Geduld,
und will ihr alles zahlen,
so fängt sie an zu prahlen,
und dreut mit Strick und Banden,
ja gar mit Schimpf und Schanden.

7 Hat man kein Unterpfand,
so legt sie gar die Hand
an die betrübten Seelen,
die sich in Sorgen quälen,
und haben nicht zu heben,
wovon sie können geben.

8 Allein was spricht der Herr,
wenns also gehet daher,
er läßt den Schalksknecht kommen,
der also quält die Frommen,
und lässet ihm daneben
den Peingern übergeben.

9 O Schalksknecht, werde wach!
und denk doch einmal nach,
wieviel dir Gott erlassen,
da er dich sollte hassen,
und du willt nicht im Leben
dein Bruder auch vergeben.

10 Ist er in deiner Schuld,
so habe doch Geduld,
und such ihn nicht zu quälen,
ist dir an Leib und Seelen,
zuwidern gleich geschehen,
so mußtus übersehen!

11 Wenn er Vergebung sucht,
so sei nicht so verrucht,
daß du dein Herz verstockest,
und das Gericht herlockest,
das dich wird bald betrüben,
wirst du nicht Liebe üben.

12 Der Kerker ist bestellt,
dem, der also vergrellt,
fortfährt in seinen Sünden
und kann nicht Gnade finden,
der Peinger wird ihn quälen,
an Leib und an der Seelen.

13 Mein Gott bewahre mich,
daß ich nicht zorniglich,
mit meinem Nächsten lebe,
gib daß ich ihm vergebe;
wie du mir hast vergeben,
so werd ich Christlich leben.

14 Und wenn ich scheiden soll,
so laß mich Freudenvoll
im Sanftmut Lieb und Güte
mit friedsamen Gemüte
hinfahren zu den Scharen,
die sich in Liebe paaren.

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