Here is my translation of the hymn “Richtet nicht, o Menschenkinder” (L. Laurentii, 1700), appointed in the author’s Evangelia Melodica as the second hymn for Trinity IV. The first for that occasion is ”O himmlische Barmherzigkeit,” which I have already translated as ”O Mercy Thou of Heaven's Clime.“
Mel.: Jesu meines Lebens Leben.

JUDGE ye not, lest condemnation,
Sons of men, upon you fall!
Think what dreadful tribulation
Lies on you and sinners all.
What in others we’ve resented,
Which is often but invented,
In our own heart doth appear,
As that judging maketh clear.
2 If God chose to judge us meetly
As our guilty debts demand,
We would be destroyed completely,
Yet He hath a patient hand.
Oh, then let us in like fashion
Here reflect divine compassion!
Judging brings a judgment dread,
As our Lord Christ Jesus said.
3 Make thy pray’r to God whenever
Thou seest done an evil deed,
And with gentleness endeavor
To assist all those in need,
Judging not nor yet condemning
With great wrath and fury flaming,
For what that man doth may be
Also quickly done by thee!
4 Set a watch upon thy speaking,
But thy heart to pity move,
Lest men’s wounds abroad be leaking
As would Christians not behoove;
Oh, how love needs often veileth
That wherein the neighbor faileth,
And of sins a multitude!
Why then judge with rigor crude?
5 Yet from this hath God exempted
Rulers, who must counter crime,
And those teachers, who, sore tempted,
Judge corruptions in our time;
Yea, and saints in lamentation,
Who make righteous condemnation
Of this world, which truth forsakes
And a lying judgment makes.
6 Would a man still judgment render,
Let him his own works discern,
Seek in heart and mind th’ offender,
Nor to other neighbors turn;
Then, observing our ill-doing,
We the same may be eschewing
And in sorrow seek alone
To be pure before God’s throne.
7 Soon is felt the beam offending,
And of motes appeareth none;
Then the eye will cease attending
To what is by others done;
For enough to fix it findeth
When the heart’s own depth it mindeth;
Much the inward eye is flawed,
And by far unfit for God.
8 Christ my Lord, let me my neighbor
Ever love, as well I should,
And in faith perform love’s labor
With a bounteous joy and good.
Ever giving and forgiving,
Like Thee in Thine earthly living,
And without hypocrisy
Helpful to my neighbor be.
9 Lest I judge, O Lord, defend me,
Let me others not condemn;
Rather to my duties bend me,
In love’s ardent-burning flame,
Never from my duties swerving,
Thee, Most High, and neighbor serving,
That I to Thine image may
Be conformed both now and aye!
Translation © 2025 Matthew Carver.
GERMAN
Richtet nicht, ihr Menschenkinder,
daß ihr nicht gerichtet werdt;
denket, daß ihr alle Sünder
und euch eine Noth beschwert,
denn was man an andern richtet,
das doch öfters nur erdichtet,
hegt man selbst im Herzensgrund,
das das Richten machet kund.
2 Wollte Gott uns Armen richten,
wies erfordert unsre Schuld,
so müßt er uns gar vernichten,
aber er hat viel Gedultd,
ach so laßt uns ähnlich werden,
dieser Vaterlieb auf Erden;
richten führet ein Gericht
nach sich, wie hier Jesus spricht.
3 Beten soll man, wenn man siehet,
daß ein ander böses thut,
und zu helfen sein bemühet
dem, der fehlt mit sanftem Muth,
aber nicht mit Grimm und Flammen
jenen richten und verdammen,
denn, was er thut, kann geschehn,
daß dus selber kannst begehn.
4 Leg ein Schloß an deinem Munde,
und bewege nur dein Herz,
zum MItleiden, daß die Wunde,
nicht ausbreche anderwärts,
ach die LIebe muß verhehlen
unser mannigfaltigs Fehlen,
sie deckt zu der Sünden Meng,
warum ist man denn so streng?
5 Doch ist hiervon ausgeschlossen
das Gericht der Obrigkeit,
und wenn Lehrer unverdrossen
das Verderben dieser Zeit
richten, ja wenn fromme Seelen
ihre klagen nicht verhehlen,
sondern richten diese Welt,
die ein falsches Urtheil fällt.
6 Hat man sonsten Lust zu richten,
so richt man sein eigen Thun,
sein Gemüth und Herzens Tichten,
so wird man an ander ruhn,
das zu richten, was wir merken,
das wir selbst mit böse Werken
üben aus, und nur allein
trachten für Gott rein zu sein.
7 Man wird bald den Balken fühlen
und den Splitter übersehn,
und im Urtheil nicht bezielen,
was von andern ist geschehn,
weil er gnug zu bessern findet,
wenn er recht sein Herz ergründet,
da ist im Gemüthes Aug,
so viel, daß für Gott nicht taug.
8 Ach Herr Jesu, laß mich lieben
meinen Nächsten, wie ich soll,
und im Glauben lieb ausüben,
ja sie üben freudenvoll,
laß mich geben und vergeben,
wie du thast in deinem Leben,
daß sich sonder Heuchelei
meinem Nächsten stehe bei.
9 Ach behüte mich für richten,
daß ich andre nicht verdamm,
sondern laß mich meine Pflichten
in der Liebes Gluth und Flamm
üben gegen dir dem Höchsten,
und auch gegen meinen Nächsten,
daß ich deinem Bilde gleich
hier und dort in deinem Reich.